ALFRED CZERNY
1934 - 2013
ein eigenständiger Bildhauer aus der Wotruba-Schule
Bedeutung
Viele von Czernys Werken findet man in öffentlichen Sammlungen, die meisten sind jedoch in Privatbesitz. Seine Sammler und Förderer ermöglichten es Czerny, sein Leben ganz nach seinen Vorstellungen, fern aller gesellschaftlichen Konventionen, zu leben. Czerny hatte nie ein Atelier, sondern arbeitete immer in den Räumlichkeiten, die ihm gerade zur Verfügung standen, oder im Freien. Die meiste Zeit seines Lebens lebte er auf dem Land, er liebte Tiere über alles. Besonders aber hatten es ihm Pferde angetan. Es war schwer, zusammen mit den vielen Pferden eine dauerhafte Bleibe zu finden. Oftmalige Ortswechsel von 1963 bis 1974 waren die Folge. Czerny machte es seinen Unterkunftgebern nicht immer leicht. Auch bei den Kulturverantwortlichen stieß seine Lebensweise mitunter auf Unverständnis.
Czerny nahm nicht gerne Aufträge an. Vollkommen freies Arbeiten war ihm wichtiger als die Anerkennung durch die Auftraggeber und die damit verbundene Honorierung. Der Schwerpunkt in Czernys Bildhauerei liegt in der Kleinplastik. Ein angeborenes Hüftleiden machte ihm schon in der Jugend zu schaffen, wodurch das Arbeiten in Stein zunehmend erschwert wurde. Erst nach erfolgreichen Hüftoperationen 1983 und 1984 gab es die größte Steinperiode in seinem Leben, die bis Anfang der 1990er-Jahre andauerte. In den 1970er-Jahren entwickelte Czerny eine eigene Technik, mittels Lötkolbens kleine Tierplastiken – hauptsächlich Pferdchen und Stiere – aus einer Zinn-Blei-Mischung herzustellen.1994 verschlechterte sich Czernys Gesundheitszustand zusehends, er musste nach Wien ziehen, wo er sich sich wieder dem Modellieren zuwandte.
Czernys Œuvre ist im Vergleich zu den Arbeiten seiner Zeitgenossen vielfältiger, sowohl abstrakt als auch realistisch. Frauenfiguren bilden einen Schwerpunkt, einen zweiten Pferde, aber auch „Idole“, Porträts, Stiere, „erfundene Skulpturen“ und schließlich Katzenköpfe aus Speckstein (in seinen letzten Lebensjahren konnte Czerny sich aus gesundheitlichen Gründen nur mehr Katzen halten). Das Zeichnen war Czerny bis zuletzt sehr wichtig. Seine Aktzeichnungen mit den „Höhenschichtlinien“ sind unverkennbar. Weitere Themen sind immer wieder Pferde, Stiere, Landschaften und Entwürfe zu Plastiken. Am Ende seines Lebens kam Czerny wieder auf das Bemalen von Keramikgegenständen zurück. Damit hatte er sich schon an der Akademie befasst. Diese Tätigkeit machte ihm keine körperlichen Beschwerden, und er widmete sich ihr von 2008 bis 2011 mit großer Hingabe und Begeisterung.
Ausstellung
Die ausgestellten Werke sind ein Geschenk von Ilse Czerny, der Witwe des Künstlers, an den Museumsverein Langenzersdorf.
BIOGRAPHIE
1934 Geburt am 26. März in Wien; Kindheit in Leobersdorf/NÖ und Wien
1949 Übersiedlung nach Wien-Simmering; auf Wunsch des Vaters Besuch des Technologischen Gewerbemuseums (TGM), Fachrichtung Maschinenbau; einer seiner Klassenkameraden ist Geiserich Tichy, der später sein größter Förderer wird
1954 Reifeprüfung; Beginn des Bildhauereistudiums an der Akademie der bildenden Künste in Wien, nach zwei Semestern bei Prof. Hans Andre Wechsel in die Meisterklasse Prof. Fritz Wotruba; während der Akademiezeit bereits Entstehung wesentlicher Werke (u.a. die erste Steinfigur „Denkende“, 1954/55; „Stier I“, 1954; „Abstrakter Kopf I“, 1956/57); Entstehung eines Musizierkreises mit Studienkolleginnen und -kollegen, u.a. Andreas Urteil
1956 Tod des Vaters; Freundschaft mit der Bildhauerkollegin Eva Steiner (Porträt Eva Steiner, 1958)
1957 Meisterschulpreis; erste Ausstellungsbeteiligung gemeinsam mit Andreas Urteil (Porträt Andreas Urteil, 1959/62) in „Das junge Österreich“ in Alpbach/Tirol
1958 Beteiligung an den Ausstellungen „Geist und Form“ in Wien und „Junge Generation“ in der Wiener Sezession (großer Erfolg mit der „Stehenden I“, 1956); Mitglied der Wiener Sezession
1959 Diplom, erste Personalausstellung im Wiener Künstlerhaus; Übersiedlung nach St. Margarethen/Burgenland und Beteiligung an der Gründung des Bildhauersymposions mit den Bildhauern Rudolf Kedl, Karl Prantl und Heinrich Deutsch; das 3m hohe „Idol“ wird beim Abtransport 1966 unwiederbringlich zerstört; Kauf des ersten Pferdes
1960 Heirat mit Veronika Winkler
1961-63 Förderungspreis der Stadt Wien und des von der Zentralsparkasse errichteten Kunstfonds; wegen Erkrankung des Stützapparates (Hüfte) kein Arbeiten in Stein mehr möglich; Konzentration auf das Modellieren von Kleinplastiken; zunächst Rückkehr nach Wien; Geburt des Sohnes Simon; Übersiedlung nach Klement bei Ernstbrunn/NÖ; große Schaffensperiode: Entstehung der ersten „Idole“, der „Abstrakten Liegenden“, der „Fliegenden Pferde“; zahlreiche Zeichnungen von Akten, Pferden, Rindern, Landschaften; Ausstellungen im In- und Ausland; Freundschaft mit Andreas Urteil, Dr. Viktor Matejka, Bekanntschaft mit Dr. Otto Breicha1963 Geburt des Sohnes Lukas
1964 Bekanntschaft mit dem Kunsthistoriker Prof. Dr. Rupert Feuchtmüller; Vorschlag von ihm, nach Schloss Friedau in Obergrafendorf/NÖ zu ziehen
1965 Übersiedlung mit der Familie, Pferden, Hunden und einem Ziegenbock nach Obergrafendorf; wesentliche Aktzeichnungen; zweite Einzelausstellung in der Galerie Fuchs, Wien; Bekanntschaft mit Ilse Herzmann, der späteren zweiten Frau
1966 Trennung von der ersten Frau Veronika; Übersiedlung nach Maria Trost bei Graz; Ausstellung in der Grazer Sezession; Beziehungen zur Galerie Moser, Graz; zahlreiche Pferde- und Stierstudien
1967 Übersiedlung nach Oberweiden im Marchfeld/NÖ
1968 Übersiedlung nach Lassee/NÖ und nach einigen Monaten nach Schlosshof im Marchfeld/NÖ; Kontakte zum Gestüt Schönfeld; weiterhin zahlreiche Pferdestudien und Zeichnungen der Marchfelder Landschaft
1969-72 Übersiedlung nach Wien zur Mutter; hauptsächlicher Aufenthalt auf der Rennbahn in der Krieau; dank Rechtsanwalt Dr. Willibald Hauer Ermöglichung, dort in einem Atelier zu arbeiten; Kontakte zum Bildhauerkollegen Alfred Hrdlicka; Pferdestudien, farbige Aktzeichnungen; Entwicklung einer speziellen Technik, mit Hilfe eines Lötkolbens kleine Pferdchen, mit und ohne Wagen, auch Hunde, herzustellen
1973 Durch Baron Alexander Tinti Ermöglichung der Übersiedlung nach Pöchlarn; viele Stiere und Stierkampfszenen aus Zinn und Blei; Erlernen des Radierens (Stiere) durch die Bekanntschaft mit Franz Knapp, Künstler und Fährmann auf der Rollfähre Pöchlarn-Marbach; Zeichnungen der Donaulandschaft von der Fähre aus gesehen; Auftragsarbeiten für Gräfin Schönborn-Buchheim; durch die Heirat von Alexander Tinti mit einer Tochter von Franz Auersperg; Bekanntschaft mit der Familie Auersperg und Übersiedlung auf den fast leerstehenden Gutshof Pielachhaag in Hafnerbach am Rand des Dunkelsteiner Waldes/NÖ; Halten eines Traberdeckhengstes, von Hunden, Hühnern, Ziegen und einem Ziegenbock; Bekanntschaft mit der Landwirtfamilie Huber in Feilendorf; zunehmende Arthritis in den Hüften; nur mehr das Schaffen von Kleinplastiken und Zeichnungen möglich
1976 Ausstellung im IKC (Internationaler Künstler-Club) im Palais Palffy in Wien; Graphischer Zyklus „Rigoletto“ (für Alexander Tinti, Manfred Mautner-Markhof)
ALFRED CZERNY
1979 Freundschaft mit Ilse Zeitlhofer, geb. Herzmann
1982 Ausstellung in der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien, Filiale Arthaberplatz; aus gesundheitlichen Gründen Trennung vom letzten Pferd
1983-84 Hüftoperationen an beiden Beinen; zahlreiche Landschaftszeichnungen mit Tusche (Mondnächte, Landschaft in Pielachhaag)
1985 Nach den erfolgreichen Hüftoperationen Beginn der größten Schaffensperiode von Steinplastiken: Menschliche Köpfe (frei erfunden), Pferdeköpfe, Widderköpfe, Rinderköpfe, Weiterentwicklung der Idee der „Idole“, weibliche Torsi; Porträt des Komponisten Egon Wellesz aus Anlass des 100.Geburtstages; Anschaffung des letzten Hundes Fuchsi
1986 Beteiligung an der Ausstellung „Österreichische Bildhauer gelernt bei Wotruba“ auf Burg Lockenhaus/Burgenland
1987 Baumstudien (alte Eichen) für Gräfin Schönborn-Buchheim; Tod der Mutter
1989 Ausstellung von zwei Steinplastiken in der Fußgängerzone vor der BAWAG-Foundation in der Tuchlauben, Wien
1990 Porträtbüste Bischof Gottfried Marschall (Beichtvater von Kaiser Franz Joseph) für die Gemeinde Neudorf bei Staatz/NÖ, Auftragsarbeit der NÖ Landesregierung im Rahmen eines Wettbewerbes
1991 Heirat mit llse Zeitlhofer, geb.Herzmann
1989-93 Ausstellungen in der Keramikgalerie Hinteregger in St.Pölten, dadurch wieder Kontakt mit dem ehemaligen Schulfreund Prof. Dr. Geiserich Tichy
1993 Aus gesundheitlichen Gründen Verlassen des Gutshofs Pielachhaag und Übersiedlung zur Ehefrau nach Wien; Schaffung von „erfundenen Skulpturen“ (Bronze) und Zeichnungen jenseits von realistischen Vorstellungen
1994 Entstehung der letzten „erfundenen Figuren“; dann Schaffenskrise bis Ende 1999
1995 Personale in einer vom Kunstforum Bank Austria gestalteten Ausstellung in der SOT Süd-Ost Treuhand AG im Palais Wenkheim in Wien
2000-01 Tod von Fuchsi, dem letzten Hund; wieder Schaffung einiger Kleinplastiken und Zeichnungen
2002 Anschaffung des Katzen-Geschwisterpaares Mompy und Daisy
2004 Dank Prof. Dr. Geiserich Tichy und aus Anlass des 70.Geburtstages Ermöglichung einer Ausstellung des Gesamtwerkes in der Investkreditbank in Wien; Erscheinen des Buches von Prof. Tichy: „Alfred Czerny – Auf der Suche nach zeitloser Schönheit“; Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse
2005-07 Arbeiten mit Speckstein: Katzenköpfe, Kuhköpfe; Aktzeichnungen nach Modell
2008-11 Aus gesundheitlichen Gründen nur mehr das Bemalen von Keramikgegenständen möglich; immer wieder einige Aktzeichnungen
2010 Auf Einladung von Dagmar Chobot Teilnahme an der Wanderausstellung „Wotruba Schule – Skulptur als Markenzeichen“ (NöART)
2010-13 Einzelausstellungen in der Galerie Chobot, Wien; seither Teilnahme an der „Art Austria“ im Leopold Museum in Wien/Galerie Chobot und immer wieder an den Wanderausstellungen der NöART
2013 Am 7.September Tod durch Gehirnschlag