ANTON HANAK

1875 - 1934

der bedeutendste österreichische Bildhauer des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts

Bedeutung

Anton Hanak gilt als der bedeutendste österreichische Bildhauer des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts. Er war Wegbegleiter und Freund von Gustav Klimt und Josef Hoffmann, errang auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland große internationale Beachtung und wurde als Künstler sowohl vom reichen Bürgertum als auch von den Funktionären des „Roten Wien“ gefeiert.

Durch seine zwanzigjährige Lehrtätigkeit als Hochschulprofessor prägte er annähernd 150 Schüler und Schülerinnen, darunter Jakob Adlhart, Franz Blum, Margarethe Hanusch, Heinz Leinfellner, Angela Stadtherr, Hilde Uray, Egon Weiner oder Fritz Wotruba. Nach einer Holzbildhauerlehre studierte Hanak an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Edmund von Hellmer.

1905 begann er als Bildhauer freischaffend zu arbeiten. Nach ersten Erfolgen gehörte er bald zum engsten Kreis der Wiener Kunstszene der Jahrhundertwende. Bereits 1913 wurde er als Lehrer an die Wiener Kunstgewerbeschule berufen, 1932 schließlich als Professor einer Meisterklasse an die Akademie der bildenden Künste.
Hanaks plastisches Werk steht im Spannungsfeld zwischen Symbolismus und Expressionismus. Während seine frühesten bildhauerischen Arbeiten noch stark akademisch geprägt und dem Zeitgeschmack des Neobarock zuzurechnen sind, weist seine Studienabschlussarbeit bereits in eine neue Richtung. Hanaks frühe weibliche Figuren, die parallel zu Porträtaufträgen entstanden, lassen seine Auseinandersetzung etwa mit zeitgenössischer französischer Plastik, insbesondere mit Auguste Rodin und Aristide Maillol, erkennen.

Nach und nach entwickelte er seine eigene Formensprache: blockhafte, kräftige, erdverbundene Körper von meist geschlossenem Umriss mit Anleihen an die Antike („Die Verklärte“, „Das goldene Antlitz“). In symbolgeladenen Darstellungen übersetzte Hanak seine Ideen und Gedanken in figürliche Darstellungen („Der Jüngling“, „Der Gigant“, „Die göttlichen Gaben der Natur“). Als Reaktion auf die Geschehnisse des Ersten Weltkriegs entstanden sehr ausdrucksstarke Plastiken, in denen die Blockhaftigkeit stark ausladender Gestik wich („Der letzte Mensch“, „Der brennende Mensch“) und die Hanaks Ruf als expressionistischer Bildhauer begründeten.

Nicht selten steckt in diesen Figuren ein verdecktes Selbstporträt, in dem er sich selbst und seine Beziehung zum Kunstbetrieb thematisierte. Noch stärker weisen ihn seine Zeichnungen als Vertreter des Expressionismus aus. Zwei Auftraggeber förderten Hanak maßgeblich: Einerseits die Familie Primavesi, mit der Hanak eine über zwei Jahrzehnte währende geschäftliche und freundschaftliche Beziehung verband („Eine Mutter, die ihre Kinder zeigt“, „Die Sphinx“), andererseits das „Rote Wien“, dem Hanak zahlreiche Aufträge verdankte („Der Anatom Prof. Dr. Emil Zuckerkandl“, „Magna mater“, „Schmerzensmutter“, „Dr. Viktor Adler“ für das „Denkmal der Republik“, „Der Wiener Bürgermeister Karl Seitz“).

Hanaks Vermächtnis wurde das für die türkische Regierung ausgeführte „Emniyet-Denkmal“ in Ankara. In diesem Denkmal, dessen Fertigstellung der Künstler nicht mehr erlebte, wurde seine Vorstellung von Monumentalität – in Form zweier sieben Meter hoher Bronzeplastiken – erstmals Realität.Von 1901 bis 1923 lebte Anton Hanak mit seiner Familie in Langenzersdorf. Von Hanak stammt auch das Kriegerdenkmal neben der Pfarrkirche, eine schlichte Steinpyramide aus Bruchsteinen des Bisambergs. Unweit seines Wohnhauses in der Kellergasse Nr. 7 wurde 1970 das Hanak-Museum in der Abfüllhalle des ehemaligen „Champagnerkellers“ eröffnet.

Ausstellung

Die Dauerausstellung im LANGENZERSDORF MUSEUM mit Hauptwerken des Künstlers aus allen Schaffensperioden wurde von den Landessammlungen Niederösterreich mit langfristigen Leihgaben großzügig unterstützt, ergänzt durch Leihgaben aus Privatbesitz und durch Objekte aus der Sammlung des Museumsvereins Langenzersdorf.

Neben der Dauerausstellung sind wechselnde Sonderausstellungen zu sehen. Die erste Sonderausstellung ist Anton Hanaks letztem Werk, dem Emniyet-Denkmal in Ankara, gewidmet. Im Jahr 1931 betraute der österreichische Architekt Clemens Holzmeister (1886-1983) im Auftrag der türkischen Regierung seinen Freund Anton Hanak mit der Ausführung eines Denkmals der öffentlichen Sicherheit für das neue Regierungsviertel. Hanak konnte dieses Werk nicht mehr vollenden, es wurde von seinen Schülern und anderen 1936 fertiggestellt. In der Sonderausstellung sind Entwürfe, Originaldokumente und Fotos zu Hanaks monumentalstem Denkmal zu besichtigen.

BIOGRAPHIE

1875 Geburt in Brünn am 22. März; Kindheit in Mähren
1887 Chorknabe in der Brünner St. Jakobskirche und in Nikolsburg
1889-93 Lehre beim Holzbildhauer Ludwig Sauer in Wien
1893-98 Im Sommer Wanderschaft, im Winter Tätigkeit in Wien;Fortbildungskurse an der Staatsgewerbeschule in Wien
1898 Studienbeginn an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Prof. Edmund von Hellmer
1899 Plastische Entwürfe zu „Wiener Volkstypen“ für die Bronzemanufaktur Anton Lux
1900 Heirat mit der Langenzersdorferin Juliane Janiczek; Geburt des Sohnes Walter
1901 Übersiedlung nach Langenzersdorf
1904 Studienabschluss; Beginn der Arbeit für die Olmützer Industriellen Otto und Mäda Primavesi; Antritt einerStudienreise nach Italien
1905 1. Ausstellung in der Wiener Secession; Atelier in Wien 4, Goldeggasse
1906 Mitglied der Wiener Secession
1908 Übersiedlung ins Prateratelier; Brunnenfigur „Freude am Schönen“ für den Linzer Volksgarten
1910 Austritt aus der Secession; „Arbeiter“ und „Arbeiterin“ für das Verwaltungsgebäude des Vorwärts-Verlags in Wien; Entstehung der Plastik „Der Gigant“

1911 Internationale Kunstausstellung in Rom (Zusammenarbeit mit Josef Hoffmann); Relieftafeln für die Fassade des „Mariahilfer Zentralpalastes“ (Stafa) in Wien
1912 Große Kunstausstellung in Dresden (Zusammenarbeit mit Josef Hoffmann und Gustav Klimt)
1913 Übertragung der Leitung der Meisterklasse für monumentale Bildhauerei an der Wiener Kunstgewerbeschule
1914 Mit Josef Hoffmann Ausgestaltung des Landhauses Otto Primavesi in Winkelsdorf/Mähren und der Villa Robert Primavesi in Wien; 1. Fassung des „Letzten Menschen“;Deutsche Werkbund-Ausstellung in Köln

 

ANTON HANAK

1915 Beginn der Beziehung mit Helene Koenig, seiner Schülerin und Muse
1917 2. Fassung des „Letzten Menschen“; Ausstellung in Stockholm
1917/18 Ausstellung in Kopenhagen
1919 Bekanntschaft mit dem Wiener Stadtrat Dr. Julius Tandler
1920 Kunstschau im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie Wien (heute MAK), Sonderraum mit zwölf Großplastiken Hanaks
1921 Kunstschau im Wiener Künstlerhaus
1922 Entstehung der Plastik „Der brennende Mensch“; Kriegerdenkmal in Langenzersdorf
1923 Ausstellung im Theseustempel in Wien; Übersiedlung von Langenzersdorf ins „Pfarrerstöckl“ des Hetzendorfer Schlosses
1924 Denkmal Dr. Emil Zuckerkandl; Bauplastik („Früchteträgerinnen“) für den von Josef Hoffmann erbauten Viktor-Klose-Hof in Wien
1925 1. Fassung der „Pietà“; Internationale Kunstausstellung in Paris, Auszeichnung des „Brennenden Menschen“ mit dem „Grand Prix“; Kriegerdenkmal am Wiener Zentralfriedhof („Schmerzensmutter“); Ausstellung für christliche Kunst in der Wiener Secession mit der „Pietà“ im Hauptraum

1926 „Magna-Mater-Brunnen“ im Hof der Kinderübernahmestelle in Wien
1928 „Denkmal der Republik“ beim Wiener Parlament (Gesamtkonzeption und Porträt Victor Adler)
1928/29 2. Fassung der „Pietà“1930 Deutsche Ausstellung im Münchner Glaspalast
1931 Drei Exponate Hanaks werden beim Brand des Münchner Glaspalastes vernichtet; Entwürfe für ein türkisches Nationaldenkmal in Ankara („Emniyet-Denkmal“) auf Vermittlung Clemens Holzmeisters
1932 Ordentlicher Professor für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien
1933 Arbeit am „Emniyet-Denkmal“ für Ankara (posthume Fertigstellung 1936); Verschlechterung des Gesundheitszustands; Arbeit an der Porträtbüste von Karl Seitz
1934 Tod am 7. Jänner durch Herzschlag